Esaias
Compenius d. Ä.
und Sohn und Enkel
Esaias
Compenius der Ältere, "unser Compenius", der Erbauer der Kroppenstedter
Orgel, wurde um 1560 in Eisleben geboren und ist 1617 in Frederiksborg
gestorben. Er war zunächst Lehrling und Mitarbeiter in der Werkstatt
seines Vaters Heinrich Compenius d. Ä.
Thekla Schneider schreibt über ihn: "Schon früh zeigte
sich bei ihm eine ganz besondere Begabung für den Orgelbau, so daß er
bald seinen Vater an Können übertraf. Vor allem zeichnete er
sich durch eine geniale Erfindungsgabe aus, die ihn später befähigte,
die Orgel mit neuen Klangfarben auszustatten und allerlei Verbesserungen,
z. B. an der Windzufuhr, vorzunehmen". |
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Vater
und Sohn arbeiten 1589 in Hettstedt, wo sie das Oberwerk ausbesserten
und ein neues Rückpositiv bauten. Wie erwähnt, gab es
damals zwischen ihnen Auseinandersetzungen wegen der Frage des
Ladentyps, so dass der Vater sich von dieser Arbeit zurückzog.
Esaias machte sich deshalb 1589 in Magdeburg selbständig. Dank seiner
umfassenden Kenntnisse und Fähigkeiten gelang es ihm, sich bald
einen bedeutenden Namen zu schaffen und Aufträge für größere
Orgelbauten zu erhalten, u. a. wahrscheinlich auch für die Katharinenorgel
in Magdeburg, deren Plan bei Praetorius angeführt ist. Auch in Magdeburg-Sudenburg
hat er an einem größeren Orgelwerk gearbeitet.
Esaias Compenius bemühte sich 1602 um den Reparatur-Auftrag für
das "große Orgelwerk auf Hauß Gröningen",
dem Sommerresidenz der Halberstädter Bischöfe. Nachdem er vom
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel und Bischof
von Halberstadt, zunächst vertröstet worden war, erhielt er
1603 auf Fürsprache des Domkapitel-Seniors Georg von der Schulenburg
den Auftrag zur Reparatur dieser Orgel.
Zwischen 1603 und 1613 arbeitete Esaias am Bau einer neuen Orgel in Kroppenstedt.
Er unterbrach diese Tätigkeit jedoch 1605, als er von Heinrich Julius
zum Orgelbau für Schloss Hessen bei Wolfenbüttel berufen wurde,
wo er bis 1610 arbeitete. Compenius wurde dafür zum Organist und "Fürstlichen
Orgel- und Instrumentenmacher" ernannt. Verständlicherweise
führte das zu erheblichen Konflikten mit dem Kroppenstedter Stadtrat.
Nach Fertigstellung der Orgel auf Schloss Hessen kehrte Esaias 1610 nach
Magdeburg zurück und vollendete 1612 -1613 die Orgel in Kroppenstedt.
Esaias Compenius war mit Michael Praetorius befreundet, der ihn wegen
seiner umfangreichen Kenntnisse sehr schätzte. Esaias half ihm während
seiner Tätigkeit für Schoss Hessen bei der Abfassung der "Organographia".
Praetorius wiederum regte Compenius an, seine Gedanken über den
Orgelbau 1615/16 schriftlich niederzulegen unter dem Titel "Orgeln
Verdingnis, Bau und Liefferung sowohl in neuer Verfertigung als revision
alter Orgeln". Praetorius hat dieses Traktat nach dem Tode des Compenius
etwa 1619 vollendet, mit einer Einleitung versehen und herausgegeben.
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1615 erfolgte der Bau seines größtes Werkes: Für den
Grafen Ernst von Bückeburg-Holstein baute Esaias Compenius die große
Stadtkirchenorgel in Bückeburg. Die Orgel musste sich dem prunkvollen
Inneren anpassen und dementsprechend ein kostbares Gehäuse und ein
Pfeifenwerk von besonderer Klangschönheit und Tonfülle erhalten.
Das Instrument hatte 48 Register in drei Manualwerken und Pedal: Im Hauptwerk
(Oberwerk) standen 12 Labialstimmen, nämlich zwei 16´-, vier
8´-, drei 4´, ein 3´-, ein 2´-Register und die
vierchörige Mixtur.
Im Brustwerk waren 8 Stimmen vorhanden, nämlich ein 8´-, zwei
4´-, ein 2´-, ein 1 1/3´-Register und eine zweichörige
Zimbel, dazu kamen die beiden Zungenregister Regal 8´ und Geigend
Regal 4´.
Das Rückpositiv besaß 12 Stimmen: drei zu 8´, drei zu
4´, zwei zu 2´, eine zu 1´ und die dreichörige
Klingend Zimbel; dazu die Zungenstimmen Rankett 16´und Krummhorn
8´.
Das Pedal führte 16 Register: eines zu 32´, drei zu 16´,
vier zu 8´, zwei zu 4´, eines zu 2´, eines zu 1´,
einen dreichörigen Zimbelbass und einen Cornettbass zu 2´;
dazu Posaune 16´, Sordun 16´, Trompete 8´ und Dulzian
8´.
Die Orgel hatte eine Koppel "zum Oberwerk und Brust-Clavir",
ferner drei Tremulanten: im Oberwerk, im Rückpostiv und im Pedal.
Nach Angabe von Michael Praetorius besaß das Bückeburger Instrument "Subsemitonien",
also geteilte Tasten und doppelte Pfeifen: in der unteren Oktave des
Manuals für Gis / As, dann in den weiteren Oktaven (bis f3) für
dis / es und gis / as.
Das Pedal besaß in der unteren Oktave die Untertasten C F G A H,
und als Obertasten die geteilten D / Fis und E / Gis, dazu B; im oberen
Teil (bis e1) die geteilten Tasten dis / es und gis / as. (26)
Das weitere Schicksal der Compenius-Orgel von Schloss Hessen: Sie wurde,
wie erwähnt, nach dem Tod des Herzogs Heinrich Julius im Jahre 1613
von der Herzogs-Witwe an ihren Bruder, den dänischen König
Christian IV, verschenkt. Dafür baute Compenius 1616 das Werk in
Hessen ab, leitete die Überführung nach Dänemark und stellte
es in der Schlosskirche zu Frederiksborg bei Kopenhagen wieder auf. Bei
der Aufstellung und Stimmung dieser Orgel erkrankte Compenius. Er starb
1617 in Frederiksborg und wurde dort begraben.
Esaias Compenius war verheiratet. 1603 besuchte ihn seine Frau in Kroppenstedt.
Bereits 1609 war er Witwer, was wir aus seinem Brief vom 22. März
1609 erfahren, in dem er aus Wolfenbüttel an den Rat der Stadt Kroppenstedt
schreibt, dass er " im Witwen stande" lebe.
Aus ihrer Ehe ist der Sohn Adolph Compenius (*etwa 1585) als Orgelbauer
bekannt geworden. Adolph arbeitete zunächst in der Werkstatt seines
Vaters und war bei mehreren Orgelbauten beteiligt. Er war ein vielseitiger
Handwerker und tüchtiger Musiker. Adolph ist um 1606 in Magdeburg
nachweisbar. 1620 baute er eine Orgel für die Hofkapelle in Bückeburg.
1626 finden wir ihn als Orgelbauer und Organist an der Ägidienkirche
in Hannover. In Rinteln hatte er eine Zeitlang eine eigene Werkstatt.
Er starb 1650 in Hannover.
Adolphs Söhne, Enkel des Esaias d. Ä., waren Peter Lorenz Compenius
(1628 bis 1653) und ein jüngerer Sohn unbekannten Namens (1634-1641).
Da Peter Lorenz jung starb, ist über ihn kaum etwas bekannt.
Aus
dem Buch "Die Compenius-Orgel zu Kroppenstedt" von
Gottfried Rehm |